Mit dem Zebrastreifen in Südamerika ist das so eine Sache. In den meisten Ländern kennzeichnet er lediglich die Gefahrenzone für Fußgänger. Hier weiß man genau: Pass bloß auf, wenn Du an dieser Stelle die Straße kreuzen willst. Hier besteht akute Lebensgefahr, wenn man sich darauf verlässt, dass der Zebrastreifen ein sicheres Überqueren der Fahrbahn signalisiert. Der Argentinier, Bolivianer oder Peruaner, der sich in seiner 4-rädrigen Sicherheitszelle wähnt, hält einfach drauf und erwartet, dass der Fußgänger ihm aus dem Weg springt und sich somit selber rettet. Es gilt: „Glaube nicht, dass man dich freundlich vorläßt, habe immer die Gefahr vor Augen.“ Bildet sich irgendwo eine Schlange von Fahrzeugen und nichts geht voran, dann ist der Bolivianer oder Peruaner ganz hinten in der Reihe der, der am allermeisten und durchdringlichsten hupt.
Und dann kommt man nach Chile. Wirst Du als Fußgänger nur in der Nähe eines Zebrastreifens gesichtet, geht der chilenische Autofahrer sofort vom Gas, stoppt sein Auto rechtzeitig und mit angemessenem Abstand.
Gehupt wird lediglich in Gefahrensituationen.
Das Verhalten ist einfach unglaublich, speziell dann auffällig, wenn man vom sicheren Chile ins benachbarte Ausland kommt und sich als Fußgänger plötzlich wieder als Freiwild fühlt.
Aber auch wir als Autofahrer müssen uns darauf einstellen. In Chile wird dieses Verhalten von den anderen Autofahrern so erwartet. Kommt man nach Peru, Argentinien oder Bolivien würde man mit diesem Verhalten an Zebrastreifen Auffahrunfälle provozieren und die Fußgänger würden einem auch nicht trauen, wenn man für sie plötzlich anhält.