Grenzübertritt Hito Cajón, Bolivianische Lagunenroute BOL -> CHL (20./21.5.2017) 1


Dieser Grenzübertritt war wie ein Stück aus dem Tollhaus. Wir waren in Bolivien unterwegs, von Tupiza aus Richtung Westen zum Nationalpark Andina Eduardo Avaroa, um dann an der Laguna Verde in die ’sagenumwobene‘ Lagunenroute Richtung Salar de Uyuni und Stadt Uyuni einzusteigen. Unsere Route führte durch sehr einsame Gegenden – wenn man von den Touren-Jeeps absieht, die von Uyuni aus in drei oder vier Tagen hier hindurch preschen – bis hinauf zu einer Höhe von 4.900m. Wir hatten uns auf eine sieben oder acht Tage lange Fahrt eingerichtet.

Da der südliche Punkt der Lagunenroute, die Laguna Verde, sehr nahe an der chilenischen Grenze und an der Stadt San Pedro de Atacama liegt, haben wir uns entschlossen, dorthin einen Abstecher zu machen und mussten dafür die bolivianische Grenze nach Chile überqueren. Die bolivianische Grenzstation liegt auf 4.500m. Wir kamen um 17:55 Uhr dort an, um 18:00 war Feierabend.

Und dann kam der Wahnsinn, der zum Glück nach 10 Minuten in einer pragmatischen Lösung endete. Der Zöllner erklärte uns, dass er unsere Pässe stempeln könne, für die Ausfuhr des Autos müssten wir aber ca. 80km auf Schotter durch den Nationalpark zu einer anderen Zollstelle auf 5.000m Höhe fahren. Dort könne man sich die Ausfuhr bestätigen lassen und dann wiederkommen und ausreisen. Hallo?! 160km für diesen einen Stempel?!
Wir erklärten dem Grenzbeamten, dass wir nur für einen Tag nach San Pedro de Atacama fahren wollten und dann wieder am kommenden Tag zurückkehren, also nicht wirklich dauerhaft aus Bolivien ausreisen wollten. Außerdem wäre unser Tank so leer, dass wir unmöglich den Umweg fahren könnten, denn jetzt würden wir es mit der Tankfüllung gerade noch bergab bis nach San Pedro schaffen, solche Umwege seien also völlig ausgeschlossen. Wir erzählten ihm nichts von den 40l Diesel, die wir noch in Reservekanistern dabei hatten, denn dann hätten wir auf 4500m Höhe übernachten müssen,  was wir unbedingt vermeiden wollten. Der Beamte war wirklich hin und hergerissen und wollte uns irgendwie helfen. Er hatte aber Furcht vor den Komplikationen, die ihm bevorstehen würden, ließe er uns einfach so ziehen. Wir versprachen ihm in die Hand, dass wir auf jeden Fall am Folgetag zurückkommen würden, wir wollten schließlich weiter nach Uyuni/Bolivien. Mit diesem Versprechen ließ er uns ziehen. Die Pässe wurden gestempelt und per Handschlag verabschiedeten wir uns bis zum nächsten Tag. Am Ende hat das Ganze vielleicht 15 Minuten gedauert und die Schranke öffnet sich. 

Da der chilenische Zoll im Ort San Pedro de Atacama auf 2.400m, also über 2.000m tiefer als die bolivianische Grenzstation liegt, und wir schon so spät dran waren, übernachteten auf chilenischem Gebiet auf 4.300m ohne die chilenische Einreise gemacht zu habe. Die hoben wir uns für den Folgetag auf. Wir wollten uns außerdem durch eine weitere Nacht ihn der Höhe unsere Höhen-Akklimatisierung erhalten und nicht durch eine Übernachtung in der tief gelegenen Stadt gefährden.

Bei minus 12 Grad verbrachten wir die Nacht neben der völlig ruhigen Pass-Straße.

Am nächsten Morgen ging es dann auf 35km Asphaltstraße 2.000m Höhenmeter nach San Pedro de Atacama hinab.

Dort gelangten wir zur Kontrollschranke, die merkwürdigerweise geschlossen war und vor der auf unserer Seite nur ein großer Lastwagen aus Paraguay mit einer Leasing Reis für Chile stand,  jenseits der Schranke stauten sich jedoch hunderte von Autos, Lkws und Reisebussen. Wir rätseln, ob das vielleicht einer der häufigen Streiks chilenischer Grenzbeamten sei? 

Die Erklärung: In den Wintermonaten ist diese Strecke nachts geschlossen!

Laut Informationstafel sollte sie jedoch schon geöffnet sein, doch es war Sonntagmorgen und die Grenzpolizisten hatten sich mit der Öffnung der Schranke Zeit gelassen…



Als die Polizei dann kam, machte sie erst einmal nur unsere Richtung auf – nur kein Hektik.

Damit war für uns der Weg nach Chile frei.

Es ging rasch weiter zur Immigrationsstelle, die Pässe waren schnell gestempelt und dann wurde das Kfz-Papier ausgestellt. Nachdem wir dem Zoll versichert hatten, nach 3 Stunden wieder zurück zu sein und wieder auszureisen, begnügte er sich mit unserer vorbereiteten Tasche voll mit Obst, Gemüse und Eiern, deren Einfuhr nach Chile verboten ist und somit normalerweise direkt bei Auffinden am Zoll im Müll landet. 

Die Tasche wollte er für uns „sicherstellen“, damit wir sie bei der Ausreise wieder in Empfang nehmen konnten. Einen Blick auf oder ins Auto blieb uns somit glücklicherweise erspart. Das ganze Einreise-Prozedere dauerte ca. 20 Minuten.
So konnten wir – psst nicht weitersagen! – unseren über 2m langen Kaktusstamm ohne Probleme nach Chile einführen und in einem Hostal deponieren, wo wir ihn im September wieder abholen kommen.


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