Limachi und Esteban – DIE Bootsbauer vom Titicaca-See (26.7.2017) 2


Der Titicaca-See in Bolivien ist mit etwas über 3.800m der höchstgelegene See, auf dem regulärer Schiffsverkehr stattfindet. Der Ursprung des Bootsbaus hier liegt schon tausende Jahre zurück. Die Menschen vom Titicaca-See sind berühmt für ihre Fertigkeit, Boote aus Schilfrohr zu fertigen. Diese Tradition wird an manchen Orten am See heute noch gepflegt, häufig jedoch nur noch in Form kleinerer Andenken.

Aber es gibt immer noch richtige Bootsbauer, die funktionierende Schilfboote bauen können und noch über die alten Fertigkeiten verfügen.

Das wusste auch Thor Heyerdahl, als er sich 1970 nach erfahrenen Bootsbauern umsah, um nach dem Fehlschlag seiner ersten Expedition Ra I, gebaut von afrikanischen Bootsbauern, seine Überfahrt von Marokko nach Barbados doch noch erfolgreich durchführen zu können.

Thor Heyerdahls Vorstellung war, dass schon lange bevor die Europäer sich auf den Weg machten, sich die Welt unterzuordnen, es Seefahrer gab, die in der Lage waren, mit einfachen Mitteln die Ozeane erfolgreich zu überqueren. Dies wollte er mit seinen Expeditionen untermauern.
Ein Vergleich alter Zeichnungen aus Ägypten und Südamerika und die verblüffende Ähnlichkeit der Bootskonstruktionen brachte ihn auf die Idee, für den zweiten Anlauf  Bootsbauer aus Südamerika für sein Vorhaben zu suchen.

Fündig würde er schließlich auf der Insel Suriqui im Titicaca-See

im bolivianischen Teil des Titicaca-Sees. Die drei Brüder Limachi und Paulino Esteban waren die vier Männer seiner Wahl. Er ludt sie nach Marokko ein, um mit ihm gemeinsam das Schilfrohr-Boot Ra II zu bauen.

Das Projekt wurde zum Erfolg. Nach 57 tägiger Überfahrt und umgerechnet 6.100 Kilometern erreichte Thor Heyerdahl mit seiner Crew gesund und wohlbehalten Barbados.

Weitere Expeditionen sollten noch folgen, erfolgreiche und auch eine durch politische Unstimmigkeiten gescheiterte Expedition mit dem Boot Tigre im Jahr 1977 am Horn von Afrika.

Von den vier ursprünglichen Bootsbauern lebt heute nur noch einer, Demetrio Limachi.

Paolino Esteban Senior hat zwei Söhne, Paolino jr. und Porfirio Esteban, die beide als Jungen Thor Heyerdahl kennengelernt und mit ihrem Vater zusammen für ihn gearbeitet haben. Allen drei (Limachi und Esteban) gemein ist, dass sie heute noch Schilf-Bootsbau am des Ufer Titicaca-Sees betreiben, nun allerdings im Ort Huatajata auf dem Festland gegenüber der Insel Suriqui.

Sie sind  auch als Fachleute gefragt und haben Repliken der Expeditions-Boote für Museen in der ganzen Welt angefertigt.

Wir hatten auf unserer Reise jetzt das Glück, mit allen drei persönlich in ihren jeweiligen Ausstellungsräumen

und Werkstätten sprechen zu können. Es war sehr eindrucksvoll, aus erster Hand vom Bau der Expeditions-Boote zu erfahren, alte Fotos zu betrachten und zu sehen, dass diese Tradition auch heute noch weiterlebt. Paolino Esteban jr.  hat mehrere Kinder und sein Sohn Richard

übertrifft seinen Vater (nach dessen Aussage) noch in der Fähigkeit der Schilfrohr-Verarbeitung.

Zum Beweis dafür, dass diese Schilfrohr-Boote auch heute noch fahrbar sind,

konnte Franzi mit Richard gemeinsam zu einer kleinen Bootstour aufbrechen, erst unter Segel

und dann noch mit Paddeln (Franzis Paddel, das wir im Dschungel gekauft hatten!) :

Auf einem weiteren Bootsausflug mit dem Bruder Porfirio Esteban zu einer schwimmenden Insel aus Schilf

konnten wir dann gemeinsam einen kleinen Familienausflug auf einem Schilfboot unternehmen.

Es war ein sehr eindrucksvoller Tag mit den Bootsbauern vom Titicaca-See – und Franzi ist nun fieberhaft am überlegen, wie man ein fahrtüchtiges Schilf-Segelboot nach Deutschland bekommen könnte! Zum Glück plant sie aber keine Überfahrt damit über den Atlantik.


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