Es ist ja schon eine Weile her, dass wir die leidende Tigerente mit defektem Stoßdämpfer im Januar 2017 in Cordoba/Argentinien reparieren lassen mussten (LINK). Dabei wurden auch vorne die Bremsklötze ersetzt (VW-Originalteile eigentlich für den Bus, aber in Argentinien vom Passat – ein Vorteil der „Gleichteile-Strategie“). Die Reparatur des Dämpfers hielt aber nicht die versprochenen mindestens 20 bis 30 Tausend Kilometer sondern nur knapp 10 Tausend Kilometer. An das damit einhergehende Geklapper und Gequietsche hatten wir uns danach schon wieder gewöhnt. Der Reifen lief etwas unrund ab, auch das haben wir eine Zeitlang ignoriert.
Die Straßenzustände der „richtigen“ Straßen in Südamerika, speziell aber in Bolivien, sind teilweise eine echte Katastrophe (LINK)und wenn man sich dann noch auf schöne Abwege begibt, bessert sich der Straßenzustand ebenso wenig. Von dieser Art Straßen musste das Fahrwerk in Südamerika bereits 35.000km ertragen, insgesamt ist unser Bus schon gut 100.000km gefahren.
Bei unserem letzten Service in La Paz (hier erwähnt: LINK) wurde auf Wunsch das gesamte Fahrwerk kontrolliert und es stellte sich dabei heraus, dass zwei weitere Stoßdämpfer defekt waren. So war für mich der Zeitpunkt gekommen, mich mit dem Thema „Austausch“ zu beschäftigen. Uns war klar (aus der Recherche im Januar 2017), dass es in Südamerika keinen passenden Ersatz für die Tigerente gibt. Es gibt den VW T5 in Südamerika sowieso selten, am ehesten noch in Chile. Außerdem hat unser Auto ein Spezialfahrwerk der Firma Seikel aus Freigericht bei Frankfurt. So nahm ich mit Seikel Kontakt auf und wir vereinbarten eine Lieferung aller 4 Stoßdämpfer inkl. der notwendigen Teile (Schrauben, Puffer) für den Einbau in La Paz.
Für den Versand hatte ich mir wieder UPS gewünscht. Nicht, dass UPS in La Paz sich bei der ersten Lieferung (LINK) besonders versiert angestellt hätte, aber ich kannte zumindest das Büro und hatte fast alle notwendigen Kontakt-Infos. So ging das Paket Ende Juni auf die Reise. Am 12.7.2017 abends konnten wir es in La Paz in Empfang nehmen, nachdem wir noch den fälligen Einfuhrzoll und die Bearbeitungsgebühren bezahlt hatten. Wenn man berechnet, dass die Lieferung fast 5 Kalendertage tatenlos im Zoll lag, kann man sagen, dass das eigentlich ziemlich flott ging („für Geld, da kann man vieles kaufen …“).
Da lag nun also das Paket, 25kg schwer, auf unserem Sitz und wir spielten den Auslieferungsservice an die Werkstatt:
Bevor es nun aber an den Einbau ging – wir waren natürlich wieder bei Ernesto und seiner Mannschaft von „Volks Auto Motor“ – musste aber der ganze Schlamm und Staub der letzten Wochen entfernt werden.
(hier die Tigerente noch mit der ursprünglichen Reifenabdeckung)
Dann wurde das Paket ausgepackt (wie Weihnachten für die Tigerente):
und der Austausch ging los:
Erst vorne
und dann hinten
(unter dem Auto liegt auch noch jemand und baut die Feder aus).
Was dabei zu Tage kam, war etwas Besorgnis erregend. Die Aufhängung der Dämpfer hinten war völlig „durch“:
(die runde Buchse gehört – fest in Gummi gelagert – in die Hülse).
Bei den Arbeiten stellte sich ebenfalls heraus, dass der Anschlagdämpfer (Gummi) mit Abstandshalter (Metall) hinten links sich aus seiner Postion gelöst hatte (diese Konstruktion verhindert eigentlich bei starken Stößen ein Durchschlagen der Feder):
Da die beiden Teile nicht durch die Feder entweichen konnten, waren sie zum Glück nicht verloren gegangen,
wurden aber über mehr als 1.000 Kilometer mieseste Straßen (seitdem hatten wir das metallische Klappern wahrgenommen, befanden uns aber weit weg von der Werkstatt unseres Vertrauens) bei jeder unsanften Bodenwelle gequetscht. Das hatte weder dem Abstandshalter
noch der Befestigung am Fahrzeugboden
besonders gut getan. Beides war ziemlich deformiert, konnte aber mit Flex und Feile so Form gebracht werden, dass es weiter verwendet werden konnte. Die Hinterrad- Aufhängung auf der rechten Seite wurde daraufhin ebenfalls ausgebaut und kontrolliert, war aber zum Glück unauffällig.
Bei den Arbeiten stellte sich dann noch heraus, dass die hinteren Bremsbeläge völlig runter waren. Ersatz für VW-Originalteile ist in Bolivien natürlich Fehlanzeige. Aber die cleveren Mechaniker fanden bei einem Ersatzteilhändler in La Paz Bremsbeläge aus kanadischer Fertigung, die genau den Belägen des VW-Busses entsprachen (Fahrzeug-Typ unbekannt, vielleicht Chrysler). Also rein damit, nötig war es:
(links alt, rechts neu).
Im Rahmen dieser Arbeiten sollten auch die zwei noch fast neuen Ersatzreifen zum Einsatz kommen. Hier haben die Straßen ebenfalls ihren Tribut gefordert und die vier zu Beginn der Reise im September 2016 neu gekauften Reifen waren ziemlich abgenudelt:
(oben alter Reifen nach 35.000km durch Südamerika und unten fast neuer Reservereifen)
Und in der Nahaufnahme:
(Von diesem Reifen haben wir uns getrennt und nun fahren wir für den restlichen Teil der Reise nur noch mit einem nicht ganz so schlecht aussehenden Reifen als Reserverad weiter).
Nach zwei Tagen intensiver Arbeit konnte der Wagen wieder auf seine Räder gestellt werden und kann nun zu weiteren Abenteuern in Bolivien und Peru aufbrechen:
(hier der Chef Ernesto mit mir und seinen tollen Mitarbeitern).
Und da man von all den Arbeiten am Fahrwerk nicht so richtig was sieht, haben wir uns eine neue Deko für den Reservereifen gegönnt:
Hier noch ein paar Details zum Versand mit UPS (wenn jemand das einmal nachmachen will):
- Die sehr hilfreiche Mitarbeiterin von Seikel (man hat mir dort einen sehr guten Preis für die Ersatzteile gemacht) hat das Paket per UPS persönlich an mich an die bolivianische Werkstatt-Adresse geschickt. Damit entfällt die deutsche Mehrwertsteuer.
- Den ADAC hatte ich anfänglich ebenfalls für den Versand nach Bolivien involviert (extrem kompetenter und zuverlässiger Mitarbeiter in München und dazu noch sehr versiert beim Versand ins exotische Ausland). Das hätte aber einen Versand von Seikel innerhalb Deutschlands erfordert und hätte Schwierigkeiten bzgl. des Erlasses der Mehrwertsteuer gegeben.
- Aus der ersten Paketlieferung gelernt, habe ich direkt meine bolivianische Telefonnummer, das Geburtsdatum und meine Passnummer den Lieferinformationen beigefügt. Diese letzteren beiden Angaben braucht der bolivianische Zoll, da man offiziell in Bolivien als importierende Person angemeldet werden muss.
- Bei dieser Lieferung (im Gegensatz zum ersten Paket aus dem Juni, siehe oben) wollte der bolivianische Zoll auch noch eine bolivianische Steuernummer von mir (wie einfallsreich, diese Anfrage bekam ich aber nicht aus Bolivien, sondern vom Absender Seikel in Deutschland). Als ich an UPS Bolivien meldete, dass ich keine habe, war es auch in Ordnung. Dafür hing die Lieferung länger im Zoll (siehe unten der Verlauf) und nichts rührte sich, auch UPS vor Ort nicht.
- Auf eingeführte Waren erhebt der bolivianische Zoll 30% Einfuhrsteuer (zum Glück hatte ich ja einen guten Preis von Seikel und es entfiel die 19% deutsche MwSt.). Die Berechnungsgrundlage ist dabei der Warenwert plus anteilige Versandkosten. Bei der Abholung im UPS Büro in La Paz musste ich dann neben der Einfuhrsteuer auch noch die lokalen Bearbeitungsgebühren bezahlen und konnte das Paket mitnehmen.
- Die Auslieferung an die Werkstatt (offizielle Lieferadresse) hatte ich zuvor gestoppt, da sonst die Werkstatt die Kosten hätte auslegen müssen. Einen Auslieferversuch an die Werkstatt (vorletzter Punkt der unten angefügten Aufstellung) hat es nie gegeben.
Und hier noch der Verlauf der Sendung im Einzelnen:
LOCATION | DATE | TIME | ACTIVITY |
Germany | 30.06.2017 | 2:08 P.M. (ET) | Order Processed: Ready for UPS |
30.06.2017 | 12:10 P.M. | Pickup Scan | |
30.06.2017 | 7:36 P.M. | Origin Scan | |
Frankfurt, Germany | 30.06.2017 | 8:21 P.M. | Departure Scan |
30.06.2017 | 10:56 P.M. | Arrival Scan | |
30.06.2017 | 11:15 P.M. | Export Scan | |
Koeln, Germany | 30.06.2017 | 11:22 P.M. | Export Scan |
Koeln, Germany | 01.07.2017 | 5:55 A.M. | Departure Scan |
Louisville, KY, United States | 01.07.2017 | 4:09 A.M. | Arrival Scan |
Louisville, KY, United States | 02.07.2017 | 4:02 P.M. | Departure Scan |
02.07.2017 | 6:22 P.M. | Arrival Scan | |
Miami, FL, United States | 02.07.2017 | 11:50 P.M. | Departure Scan |
Miami, FL, United States | 03.07.2017 | 5:10 A.M. | Departure Scan |
03.07.2017 | 5:31 A.M. | Arrival Scan | |
San Salvador, El Salvador | 03.07.2017 | 11:55 A.M. | Departure Scan |
La Paz, Bolivia, Plurinational State of | 04.07.2017 | 12:32 P.M. | Import Scan |
04.07.2017 | 7:33 P.M. | A valid ID # (tax, personal, deferment) required for clearance is missing. We’re working to obtain this information. / The package is at the clearing agency awaiting final release. | |
05.07.2017 | 6:32 P.M. | A valid ID # (tax, personal, deferment) required for clearance is missing. We’re working to obtain this information. / The package is at the clearing agency awaiting final release. | |
06.07.2017 | 8:44 P.M. | A valid ID # (tax, personal, deferment) required for clearance is missing. We’re working to obtain this information. / The package is at the clearing agency awaiting final release. | |
La Paz, Bolivia, Plurinational State of | 11.07.2017 | 8:19 P.M. | The driver was unable to collect funds on the first delivery attempt. A second attempt will be made. |
LA PAZ, BO | 12.07.2017 | 10:00 A.M. | Delivered |
Pingback: Wiedersehen – Zufall oder Planung! (18.7.2017) – Auf großer Tour durch Südamerika